Als meine Oma eines Tages in Mexiko-Stadt eine Plastiktüte am Straßenrand fand, wusste sie noch nicht, dass darin drei kleine Leben um ihr Überleben kämpften. Drei Welpen, ausgesetzt wie Müll, dem Schicksal überlassen. Einer von ihnen war Maya, heute sieben Jahre alt, voller Lebensfreude und längst ein Familienmitglied.
Maya hat das, was viele Straßenhunde in Mexiko nie erfahren: Sicherheit, Liebe und ein Zuhause. Sie liebt es, nach draußen zu gehen, Menschen kennenzulernen und sich genüsslich in langen Kuschelstunden hinzugeben. Und natürlich, wie könnte es anders sein, ist sie verrückt nach gutem Essen und besonders nach Hähnchen. Wenn sie heute neugierig ihre Umgebung erkundet oder sich mit sanften Augen an uns schmiegt, dann ist schwer vorstellbar, welch grausamen Start ins Leben sie hatte.
Doch Mayas Geschichte ist kein Einzelfall. In Mexiko gibt es Schätzungen zufolge mehrere Millionen Straßenhunde. Viele werden ausgesetzt, andere nie registriert oder kastriert, wodurch sich die Zahl unkontrolliert vergrößert. Die Straßen sind für diese Tiere gnadenlos: Hunger, Krankheiten, Autounfälle und Misshandlungen gehören zu ihrem Alltag. Zwar gibt es Tierschutzorganisationen und engagierte Freiwillige, doch staatliche Maßnahmen bleiben oft unzureichend.
Dabei muss man auch verstehen: Viele Menschen in Mexiko kämpfen selbst ums Überleben. Fehlende Einkünfte, mangelnde Sicherheit und ein Alltag, der von Korruption und Ungleichheit geprägt ist, machen es schwer, zusätzlich Verantwortung für Tiere zu übernehmen. Wer nicht weiß, ob er morgen genug Geld für seine Familie hat, hat oft keine Möglichkeit, sich auch noch um einen Hund zu kümmern, selbst wenn er es gerne täte.
Genau deshalb ist es wichtig, dass wir dieses Problem nicht nur denjenigen überlassen, die selbst in Not sind. Armut ist kein hoffnungsloses Problem, es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die Empathie, Engagement und Verantwortung verlangt. Jeder kann etwas tun oder schlicht nicht wegsehen.
Denn manchmal beginnt Veränderung mit einem kleinen Wesen in einer Plastiktüte und der Entscheidung, nicht gleichgültig zu bleiben.
-Joana Amianda

